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Zentrales Thema: Rosen |
Der 14. Poetry Slam in Reichelsheim begann gänzlich im
Zeichen des Valentinstags am 14., der zwar tags zuvor war, doch noch immer beeinflussend einwirkte. Rosen für die anwesenden weiblichen Gäste unter den
knapp 80 Zuhörern entschädigten für den harten Kampf um die letzten freien Barhocker
und Stühle. Platz fand sich jedoch letztlich für jeden, auch in der kleinsten
Lücke. Gleich drei Gedichte in der ersten Vorrunde drehten sich um das Thema,
dann hatte der Spuk jedoch ein Ende.
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Der letzte, der es mit Rosen hatte: Artur |
In der ersten Vorrunde traten Lena Noske aus Friedberg, Mary
Grebner aus Bad Nauheim, Artur Nevski aus Rosbach und Carsten Nagels aus
Frankfurt am Main gegeneinander an. Lena, deren Wunsch nach einem
Opferlamm-Text der Moderator gerne nachgegeben hatte, trug auswendig und
akzentuiert einen von Hesse inspirierten Text namens Heimwehland vor, der
wirklich keines Opferlammtextes bedurft hätte. Anschließend folgte Mary mit ihrem
Jubiläumsauftritt, dem 10., den sie im Cockpit haben sollte, und den ersten
beiden Valentinstagsgedichten, die Artur Nevski, der an diesem Abend das erste
Mal eine Poetry-Slam-Bühne betreten hatte, sofort konterte und den Valentinstag
in seinem Text zum „Valentins-Fuck“ machte. Carsten trug die neusten seiner
Aphorismen vor. Ein bekannter war darunter, zudem der Lieblingssinnspruch des
Moderators: „Immer, wenn du an mir vorbeigehst, denke ich, das geht vorbei.“
Quasi ein zufälliges Valentinstagsgeschenk für selbigen. Danke dafür. Artur setzte
sich zu seiner eigenen Überraschung gegen zwei der drei deutlich bühnenerfahreneren
Mitstreiter durch und zog dann nach einem für sich entschiedenen Applaus-Stechen
mit Lena ins Finale ein.
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Manifestiert sich: Luca |
Die zweite Vorrunde bestritten Susanne Heydecke aus Lißberg,
Sylvie le Bonheur aus Mannheim, Luca Del Nero aus Bad Nauheim und Jonas
Wagner-Heydecke, ebenfalls aus Lißberg. Susanne eröffnete mit einem
autobiographisch angehauchten Text dem Strahl der Morgensonne, Sylvie folgte
mit einem Text über das Lobhudeln, Luca
mit einem politischen Manifest gegen Waffenexporte und Jonas schloss mit seinem „Anti-Text“. Drei Texte, die
unterschiedlicher kaum sein konnten und nur schwer miteinander vergleichbar
waren, stellten das Publikum bei der Tischbewertung vor große Aufgaben. Was
dann kam, darf sich gerne als monumentales Ereignis in der Geschichte des
Reichelsheimer Poetry Slams bezeichnen: Mit der ersten Höchstpunktzahl in dessen
dreijährigen Geschichte zog Sylvie als Zweite ins Finale
– alle 14 Tische vergaben die Höchstpunktzahl von 10 Punkten.
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Vom Traum im Traum: Ole |
Die dritte Runde sollte dann mit Benedikt Hegemann starten.
Selbiger hatte vermeintlich den Zug verpasst. Einer der drei Kinder, die mit
ihren Eltern zu Gast waren, hatte jedoch unter den Slammern einen anderen
Hintergrund vernommen und selbiges zur Eröffnung der dritten Vorrunde über das
Mikrofon preisgegeben: Angst vor Sylvie.
Telefonisch sicherte Bene jedoch zu, das am 5. April im Cockpit
auszuräumen, und beharrte auf der Zugversion. In der dritten Vorrunde erkämpfte
sich der Friedberger Jonas Deußer den dritten Finalplatz, indem er sich knapp
gegen Dichter Dran aus Frankfurt am Main, die humorvoll über ihr letztes Date
berichtet hatte, und den Krifteler Ole Bechtold, der Einblick in seine
Traumwelten gab, durchsetzte. Jonas‘ drei Text attackierten zielsicher das
Zwerchfell der Anwesenden, geizten jedoch auch nicht mit Wissenschaftlichem,
wie dem Studienergebnis, dass seinen Geburtstag zu feiern lebenverlängernd sei,
da Menschen, die mehr ihrer Geburtstage gefeiert hatten, in allen überprüften
Fällen stets älter geworden waren.
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Durchmarsch mit 10ern: Sylvie |
Das Finale bot drei erstklassige Texte, doch letztlich
konnten Artur Nevski mit „Mein Schloss“ und Jonas Deußer mit seinem Stück über
Freundschaft dennoch nichts gegen Sylvie le Bonheur ausrichten. Ihre Parodie
auf die klassischen Texte von U20-Wettbewerben war voller Witz und einer
Tiefgründigkeit, die sich erst nach den Lachern öffnete, was ihr den verdienten Sieg des 14. Poetry Slams
im Reichelsheimer Bistro Cockpit einbrachte. Der Veranstalter und Moderator Andreas
Arnold ist stolz auf diese Veranstaltung: Bühnenjubiläum, monumentales Ereignis
und einer 10er-Wertung für den eigenen Opferlamm-Text, obwohl er gar nicht zur
Bewertung anstand. Was kann man an einem Samstag Abend, an dem „Schlag den Raab“
im Fernseher gelaufen wäre, besseres erwarten. Voller Freude sehnen wir der 15.
Ausgabe des Wettstreits entgegen, die am 05. April an gleicher Stelle
stattfinden wird. Mit Bene Hegemann. Falls Sylvie nicht kommt und dafür der Zug.