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Montag, 17. Februar 2014

14. Poetry Slam in Reichelsheim; Flugbericht

Zentrales Thema: Rosen
Der 14. Poetry Slam in Reichelsheim begann gänzlich im Zeichen des Valentinstags am 14., der zwar tags zuvor war, doch noch immer beeinflussend einwirkte. Rosen für die anwesenden weiblichen Gäste unter den knapp 80 Zuhörern entschädigten für den harten Kampf um die letzten freien Barhocker und Stühle. Platz fand sich jedoch letztlich für jeden, auch in der kleinsten Lücke. Gleich drei Gedichte in der ersten Vorrunde drehten sich um das Thema, dann hatte der Spuk jedoch ein Ende.

Der letzte, der es mit Rosen hatte: Artur
In der ersten Vorrunde traten Lena Noske aus Friedberg, Mary Grebner aus Bad Nauheim, Artur Nevski aus Rosbach und Carsten Nagels aus Frankfurt am Main gegeneinander an. Lena, deren Wunsch nach einem Opferlamm-Text der Moderator gerne nachgegeben hatte, trug auswendig und akzentuiert einen von Hesse inspirierten Text namens Heimwehland vor, der wirklich keines Opferlammtextes bedurft hätte. Anschließend folgte Mary mit ihrem Jubiläumsauftritt, dem 10., den sie im Cockpit haben sollte, und den ersten beiden Valentinstagsgedichten, die Artur Nevski, der an diesem Abend das erste Mal eine Poetry-Slam-Bühne betreten hatte, sofort konterte und den Valentinstag in seinem Text zum „Valentins-Fuck“ machte. Carsten trug die neusten seiner Aphorismen vor. Ein bekannter war darunter, zudem der Lieblingssinnspruch des Moderators: „Immer, wenn du an mir vorbeigehst, denke ich, das geht vorbei.“ Quasi ein zufälliges Valentinstagsgeschenk für selbigen. Danke dafür. Artur setzte sich zu seiner eigenen Überraschung gegen zwei der drei deutlich bühnenerfahreneren Mitstreiter durch und zog dann nach einem für sich entschiedenen Applaus-Stechen mit Lena ins Finale ein.

Manifestiert sich: Luca
Die zweite Vorrunde bestritten Susanne Heydecke aus Lißberg, Sylvie le Bonheur aus Mannheim, Luca Del Nero aus Bad Nauheim und Jonas Wagner-Heydecke, ebenfalls aus Lißberg. Susanne eröffnete mit einem autobiographisch angehauchten Text dem Strahl der Morgensonne, Sylvie folgte mit einem Text über das Lobhudeln,  Luca mit einem politischen Manifest gegen Waffenexporte und Jonas schloss  mit seinem „Anti-Text“. Drei Texte, die unterschiedlicher kaum sein konnten und nur schwer miteinander vergleichbar waren, stellten das Publikum bei der Tischbewertung vor große Aufgaben. Was dann kam, darf sich gerne als monumentales Ereignis in der Geschichte des Reichelsheimer Poetry Slams bezeichnen: Mit der ersten Höchstpunktzahl in dessen dreijährigen Geschichte zog Sylvie als Zweite ins Finale – alle 14 Tische vergaben die Höchstpunktzahl von 10 Punkten.

Vom Traum im Traum: Ole
Die dritte Runde sollte dann mit Benedikt Hegemann starten. Selbiger hatte vermeintlich den Zug verpasst. Einer der drei Kinder, die mit ihren Eltern zu Gast waren, hatte jedoch unter den Slammern einen anderen Hintergrund vernommen und selbiges zur Eröffnung der dritten Vorrunde über das Mikrofon preisgegeben: Angst vor Sylvie.  Telefonisch sicherte Bene jedoch zu, das am 5. April im Cockpit auszuräumen, und beharrte auf der Zugversion. In der dritten Vorrunde erkämpfte sich der Friedberger Jonas Deußer den dritten Finalplatz, indem er sich knapp gegen Dichter Dran aus Frankfurt am Main, die humorvoll über ihr letztes Date berichtet hatte, und den Krifteler Ole Bechtold, der Einblick in seine Traumwelten gab, durchsetzte. Jonas‘ drei Text attackierten zielsicher das Zwerchfell der Anwesenden, geizten jedoch auch nicht mit Wissenschaftlichem, wie dem Studienergebnis, dass seinen Geburtstag zu feiern lebenverlängernd sei, da Menschen, die mehr ihrer Geburtstage gefeiert hatten, in allen überprüften Fällen stets älter geworden waren.

Durchmarsch mit 10ern: Sylvie
Das Finale bot drei erstklassige Texte, doch letztlich konnten Artur Nevski mit „Mein Schloss“ und Jonas Deußer mit seinem Stück über Freundschaft dennoch nichts gegen Sylvie le Bonheur ausrichten. Ihre Parodie auf die klassischen Texte von U20-Wettbewerben war voller Witz und einer Tiefgründigkeit, die sich erst nach den Lachern öffnete, was  ihr den verdienten Sieg des 14. Poetry Slams im Reichelsheimer Bistro Cockpit einbrachte. Der Veranstalter und Moderator Andreas Arnold ist stolz auf diese Veranstaltung: Bühnenjubiläum, monumentales Ereignis und einer 10er-Wertung für den eigenen Opferlamm-Text, obwohl er gar nicht zur Bewertung anstand. Was kann man an einem Samstag Abend, an dem „Schlag den Raab“ im Fernseher gelaufen wäre, besseres erwarten. Voller Freude sehnen wir der 15. Ausgabe des Wettstreits entgegen, die am 05. April an gleicher Stelle stattfinden wird. Mit Bene Hegemann. Falls Sylvie nicht kommt und dafür der Zug.