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Donnerstag, 7. Juni 2012

4. Poetry Slam im Cockpit; Flugbericht


Moderator Andreas Arnold verwundert
Trotz bestem Sommerwetter waren alle Sitzplätze im Cockpit voll besetzt: Der 4. Poetry Slam Reichelsheim konnte starten.  12 grandiose Slammerinnen und Slammer durften sich an diesem Abend das Mikro weiterreichen, darunter alte Hasen, Newcomer und die eine oder andere Wiederholungstäterin auf der Cockpit-Bühne, was die zahlreichen Wiederholungstäter im Publikum sehr freute. Das Ristorante Il Colosseo spendierte wieder zwei köstliche Slamilien-Pizzen*, und nachdem selbige mit dem obligatorischen Gratis-Bier runtergespült waren, war das Publikum hungrig, und zwar nach feinster Slam Poetry.


Julia Balzer gibt alles für's Cockpit
Für die erste Vorrunde zogen die Gäste des Cockpit folgende Namen aus dem Hut: Florian Cieslik (Köln), Julia Balzer (Oldenburg), Julia Fesser (Frankfurt) und Mary Grebner (Bad Nauheim). Flo startete mit „Alles Schlechte hat sein Gutes“ und zog das Publikum damit aus der schönen nachdenklichen Stimmung, in die sie mein Opferlamm-Text gebracht hatte. Julia I. (röm. eins) folgte mit „Glück ist dann doch irgendwie Ansichtssache“ und erntete den verdienten Applaus. Julia II. (röm. zwei) setzte mit ihrer Beschreibung aus der Frankfurter Clubszene klassisch gereimt nach. Den Abschluss machte Mary aus Bad Nauheim mit zwei Gedichten: „Blalance“ und „Was du für mich bist“. Abwechslungsreicher hätte die Vorrunde kaum sein können. Die Tischwahl fiel mit großer Mehrheit Flos humoristischem und versiert vorgetragenem Text zu. Flo stand als erster Finalist fest.

Lukas flüstert in die Nacht
Zum Bestreiten der zweiten Vorrunde wurden Ben Scholz (Gießen) , Lukas Lazarewitsch (Frankfurt), Ron Papo (Frankfurt) und Tabea Reinelt (Marburg) aus dem Hut gezaubert. Ben stellte „Die Bibel mal anders“ vor. Lukas folgte mit seinem sehr poetischen und gefühlvoll intonierten „Nachtgeflüster“. Anschließend ließ Ron den „Krieg in seinem Kopf“ auf das Publikum los und erhielt viel zustimmendes Nicken aus dem Publikum. Tabea inspirierte am Ende der zweiten Runde die Zuhörer, den Käfig zu erkennen und zu sprengen. Eine Halbsatzlänge den Kopf vorne im Rennen um die Gunst des Publikums hatte letztlich Ben, der damit als zweiter ins Finale einzog.

Zerrin - 1, 2, 3 im Sauseschritt
Die dritte Vorrunde bestritten Kadda Kannmichmal (Rodgau), Benedict Hegemann (Marburg), Jonas Kettermann (Friedberg) und Zerrin Blumenkind (Essen). Kadda versuchte sich nach eigenem Bekunden das erste Mal mit einem nicht-humoristischen Text über Menschen, die man aus den Augen verloren hat: „Ey, Nadine“. Dafür dass er nicht humoristisch war hatte er allerdings doch den einen oder anderen Lacher. Man kommt halt nur schwer aus seiner Haut :-D Benedict zog dann den Humor-Joker aus der Tasche, wenn Kadda ihn schon nicht ziehen wollte, und performte „Die Chronik eines Lutschballs“. Jonas folgte mit einer Ode an seine Mutter, die sehr authentisch wirkte und berührte. Die letzte Teilnehmerin im Feld war Zerrin, die nochzudem auch noch die weiteste Anreise hatte. Dennoch war ihr Text durch Buschs „Ein, zwei drei, im Sauseschritt – läuft die Zeit, wir laufen mit“ inspiriert. Auch in dieser Runde bewies Fortuna, dass sie Publikumshände beim Ziehen aus dem Hut wohl zu führen vermag, denn auch diese Vorrunde war abwechslungsreich und sehr spannend. Obwohl sich manch ein Tisch sehr schwer tat, sich auf die höchste Tischwertung zu einigen, fielen Benedict mit Abstand die meisten Tische zu.

Ben, Flo, Bene & Andy
Die Finalzusammensetzung stand fest. Flo machte den Anfang mit „Die letzten Worte 2“ und bewies, dass er mit Worten nicht nur umgehen kann, sondern auch mit dem Publikum. Jedes Wort traf Zwerchfell und Hirn jedes Einzelnen gleichermaßen genau. Ben folgte mit „Minimalistischem Poetry Slam extreme“, und auch er ließ das Publikum toben. Mit dem Abschlusstext des Abends brachte Benedict den Gästen des Publikums „Die Leiden des jungen Slammers“ näher und zumindest den offiziellen Teil des Abends zu einem würdigen Abschluss. Der Applausentscheid fiel für alle drei frenetisch aus, doch auch sehr knapp. Auch ein Applausstechen zwischen den beiden einen Tick lauteren Applaus empfangen Habenden, Flo und Benedict, blieb nicht deutlich unterscheidbar, so dass der 4. Poetry Slam in Reichelsheim zwei erste Plätze verzeichnete und für Ben einen fantastischen zweiten Platz, die alle drei wie üblich mit Sekt, Schokolade und dem neuen Cockpit-Shirt honoriert wurden. Gewinner sind die drei jedoch nicht nur weil Sekt und Schoki so eine gute Kombination sind, sondern da alle drei damit für den 19. August nominiert sind, dem Finale der Finalisten der laufenden Saison 2011/2012, wenn wir nicht nur den Jahressieger EINDEUTIG küren lassen, sondern auch unsere Kandidatin oder unseren Kandidaten für den Hessenslam im September nominieren.

Eine Sitzbank voll Begeisterung
Wie immer tausend Dank an unsere Sponsoren, ohne die ich das Fahrtgeld für die tollen Bühnenkünstlerinnen und -künstler nie bezahlen könnte, an die drei tapferen Helden aus dem Publikum, die die Punktauswertung akustisch zu einem spannenden Pferderennen der Wertungsstriche machten, während ich den Filzer bediente, weiter Dank an Cenk und sein Team für die tolle Bewirtung am Abend und die sensationell gemütliche Atmosphäre im Cockpit, an das Publikum, dafür dass es nicht nur immer wieder kommt, sondern auch Freunde mitbringt, die Poetinnen und Poeten, ohne deren Texte es saulangweilig würde, weil ich sonst zweieinhalb Stunden alleine moderieren müsste und der Begriff „Opferlamm“ so eine viel zu realistische Note bekäme, und zum Abschluss noch Dank an die Hälfte der Poeten, die im Anschluss noch fast zwei Stunden blieben und eine sensationelle Lesebühne mit mir veranstalteten. Wir haben gerockt. Ich freue mich auf den August. Bei gutem Wetter Open Air :D

Viele Grüße
Euer Poetry Slam Reichelsheim


* Wortspielhölle, öffne dich unter mir!